Sonntag, 28. September 2008
Theaterhaus Jena lässt FREAKS im Kassablanca rocken...
Der Sänger der Band »The Freaks« ist sich sicher. »Die Deppen glotzen uns an«, erklärt Luster (Bernhard Dechant). Der Mann weiß, wovon er spricht. Denn er sieht sich als einen »revolutionären Geist in einer von Inzest geplagten Stadt«. Luster und seine seltsamen Freunde wollen nur eins: die Power-Pop-Heavy-Metall-Punkband gründen. Am Ende der Inszenierung »Freaks« treten sie trotz aller Probleme im bekanntesten Klub ihrer Kleinstadt auf.
Die deutsche Uraufführung der kuriosen Gesellschaftssatire geht auf den Roman »The Anomalies« des in Kentucky geborenen Schriftsteller Joey Goebel zurück. Daraus zaubert Regisseur Eike Hannemann gemeinsam mit dem Musiker Benny Lackner und dem Ausstatter Matthias Koch eine unterhaltsame Inszenierung mit viel Pep und Pop. Die Schauspieler und die Zuschauer haben daran gemeinsam Spaß. Denn in dem Stück kämpfen fünf Außenseiter um Anerkennung in einer genormten Gesellschaft und glänzen mit irren Aussagen wie: »Eine miese Frisur ist noch lange kein Grund aggressiv zu sein!« Neben dem Möchtegern-Rockstar Luster gibt es noch die Sexy-Satanistin Aurora (Saskia Taeger), die sich in den Rollstuhl setzt, um lüsterne Verehrer abzuschrecken. Sie spielt Schlagzeug und sagt: »Für mich ist Musik die Ablenkung mit Zukunft!« Dazu kommt die frühreife Gitarristin Ember (Julian Hackenberg), die das Schulmaskottchen rasiert und ihre Mitschüler terrorisiert. Deshalb will sie die humorlose und pedantische Lehrerin (Saskia Taeger) in ein Erziehungsheim stecken.
Das verrückte Quintett vervollständigen die geile Punk-Oma Opal (Zoe Hutmacher) am Keyboard und der Iraker Ray (Gunnar Titzmann). Der Bassist sucht den amerikanischen Soldaten, den er im Golfkrieg verletzte, um sich bei ihm zu entschuldigen. Bei der zweistündigen Suche nach einem Proberaum erzählen sie ihre seltsamen Lebensgeschichten und wie sie einander kennen lernten.
Der große Auftritt beginnt für »The Freaks« als Erfolg und endet als Fiasko. Luster muss wegen Drogenbesitzes in den Knast, Ember kommt ins Erziehungsheim, Ray wird angeschossen und in den Irak ausgewiesen, Aurora wird Nonne und Opal heiratet ihren jungen Pfleger. Doch es bleibt die Erinnerung an eine Band und ihr Motto »Heute Abend werden wir euch in die Vergessenheit rocken!«
[Frank Brauer]
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