Mittwoch, 6. Januar 2010

Vom wundern...


Während ich heute morgen, gegen 7:30 auf der Terrasse saß, geweckt vom unermüdlichen Gekläff des nachbarlichen Hundebabies, sah ich zum ersten mal in all den Jahren hier einen grünen Papagei. 3 Sekunden vielleicht, dann war er verschwunden im Blätterdickicht.
Vorgestern entdeckte ich die ersten springenden Delfine in dieser Saison. Sie machen ihre Saltos nämlich nicht, wie in den Delfinshows, mit Blickrichtung Bühne, zur festgesetzten Zeit, sondern in einigen hundert Metern Entfernung, irgendwo am weiten Horizont.
Ich dachte über Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit nach. Und somit mal wieder über Wahrnehmung.
Natürlich waren die Delfine die ganze Zeit da, draußen im Meer, manchmal auch dicht am Ufer. Auch der Papagei und ein paar seine Brüder und Schwestern saßen in der Nachbarschaft auf den Bäumen.
Nur war mein Fokus war nicht da, wo sie gerade waren. Wir sehen das, was wir sehen können, oder wollen. Manches schiebt sich, durch seine Andersartigkeit in den Vordergrund. Vieles Einzigartige verschwindet in der Fülle, wird unsichtbar.

Ob es wohl mehr unsichtbare als sichtbare Nachbarn gibt, in unserem kleinen Biotop?
Gestern saß ein Frosch friedlich auf dem Bettpfosten. Auf Petras Bitten habe ich ihn sanft aus dem Zimmer komplimentiert.
Die Riesenameisen, deren Straße anfangs an der Badezimmertür vorbeiführte, nicht wirklich hinderlich, da nachtaktiv, haben sich entweder einen anderen Weg gesucht, oder meine Wahrnehmung hat sie ausgeblendet.
Die Anwesenheit der Geckos erkennt man im wesentlichen an deren Ausscheidungen, winzigen schwarzen, harten Würsten mit einem säuberlich
getrennten, weißen "Köpfchen". Irgendwie putzig diese biologische "Abfalltrennung". Motten und Mücken, sind Rohstoff für diese durchaus nicht unästhetischen Produkte. Die Beschaffung derselben wiederum ist ein Gedultsakt, der diesen Tieren aber wohl nur wenig Mühe bereitet.
Uns wiederum bereiten die Veränderungen in Agonda einige Mühe. Die junge "Global Trance and Dance" Generation ist angekommen in diesem, bis dato verschlafenen Nest und fühlt sich, mal hüftenwiegend, mal verzückt zuckend, ganz im inniger Umarmung mit dem Indischen Mythos. Und vielleicht hat sie ja nicht einmal unrecht.

Wir Alten verziehen uns derweil, notgedrungen, auf das Altenteil, oder machen uns auf die Suche nach neuen Paradiesen.

Die jungen Trancen und Dancen weiter zu Bollywood Klängen, die aber nach 22:30 nur noch aus Kopfhörern klingen dürfen, zum Schutz der Einwohner vor "Lärmverschmutzung". (bis dahin allerdings dröhnt es aus verschiedenen Quellen und Himmelsrichtungen, gern auch mal aus besonders Basslastigen Lautsprecher-türmen).
Abgerundet wird das Geräusch Chaos durch Knallkörper, die ein authentisches Gefühl von Guerilla Krieg mit Schnellfeuergewehren, Haubitzen oder anderem schweren Geschütz vermitteln.
Hat man sich bis dahin nicht in den Schutz der eigenen vier Wände begeben, so wird man durch glitzernde Licht Skulpturen entschädigt, die sanft auf Strand und Meer nieder regnen. Die Leeren Papphülsen, dieser Party Munition dienen am darauf folgenden Tag den Kühen als Frühstück.
Das Unsrige, heute morgen hingegen, verzögerte sich, da der junge Kellner ebenfalls bis 4:00 gefeiert hatte.


Ja, so dürfen wir uns jeden Tag aufs Neue wundern...

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